ZUSAMMENHALT

Giovanni Pollice

„Wir Demokraten sind in der Mehrheit!“

Gesellschaftlicher Zusammenhalt, demokratische Werte, Gleichberechtigung, Integration, Bildung: Für Giovanni Pollice waren das Zeit seines Lebens zentrale Ziele.

Anliegen, für die sich der gebürtige Italiener, der im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland kam, über Jahrzehnte hinweg gewerkschaftlich engagierte. „Die Gewerkschaft ist mein Leben“, sagt der heute 67-Jährige, der sich unter anderem für den Antirassismus-Verein und die Gelbe-Hand-Kampagne „Mach meinen Kumpel nicht an“ einsetzte, viele Jahre ihr Vorsitzender war, und diese noch immer leidenschaftlich unterstützt. Bereits mit 18 Jahren war Pollice Jugendvertreter, mit nur 21 Jahren im Betriebsrat. Nicht nur sein ehrenamtlicher Einsatz, auch seine beruflichen Stationen, erst beim DGB Bundesvorstand und zuletzt als Abteilungsleiter in der IG-BCE-Hauptverwaltung, waren stets mit dem Engagement gegen Rassismus, für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und eine gerechte Gesellschaft verknüpft.

Inzwischen ist Giovanni Pollice in die zweite Reihe getreten, die Welt und ihre politischen Entwicklungen aber beobachtet und reflektiert er ebenso kritisch wie eh und je. Und viele Entwicklungen gefallen ihm nicht. Zum Beispiel der Vormarsch der Rechtspopulisten und der mangelnde gesellschaftliche Zusammenhalt. „Das macht mir Sorgen“, sagt der 67-Jährige. „Die Hemmschwelle, sich menschenverachtend zu äußern, die Bereitschaft sogar Gewalt anzuwenden, ist gesunken.“

Daraus ließe sich nur eine Konsequenz ziehen: „Wir alle müssen uns für Demokratie einsetzen. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen – heute weniger denn je. Demokratie muss jeden Tag neu erkämpft werden. Sie wird einem nicht geschenkt.“ Pollice appelliert, demokratische gesellschaftliche Organisationen zu festigen. „Ob Gewerkschaften, Kirchen, Vereine oder Parteien – all diese Institutionen müssen gestärkt werden, denn sie vermitteln Werte und sind tragenden Säulen des demokratischen Rechtsstaates. Es ist nicht an der Zeit auszutreten, sondern einzutreten“, unterstreicht der Gewerkschafter. Mit Blick auf die Herausforderungen, die sich gesamtgesellschaftlich stellen, hat er einen Trost parat: „Wir Demokraten sind in der Mehrheit!“, sagt er, „aber das müssen wir auch laut und deutlich klar machen.“