MITBESTIMMEN

Joline Macek

„Ich möchte Vorbild für andere Frauen sein“

Joline Macek beschreibt im Interview, wie sie in ihre neue Aufgabe als Betriebsratsvorsitzende hineinwuchs, welchen Herausforderungen sie gegenüberstand und wie sie noch mehr Frauen als Betriebsrätinnen gewinnen möchte.

Joline, wie war es für dich, im Jahr 2018 die verantwortungsvolle Aufgabe der Betriebsratsvorsitzenden zu übernehmen, zumal in einer von Männern dominierten Sparte?

Bei der Arbeit von Männern umgeben zu sein, kannte ich schon als Chemielaborantin und fand es schön. Auch die Arbeit im Gremium war mir nicht neu, denn ich bin ja schon lange Betriebsrätin. Als ich aber die Leitung des Betriebsrats übernommen habe, wurde mir schnell klar, dass das noch einmal etwas ganz anderes ist. Da hatte ich plötzlich die Aufgabe, die Sitzungen zu leiten und konnte mich nicht mehr so viel einbringen. Das musste ich erst einmal lernen. Aber bei uns herrscht eine sehr offene und herzliche Kultur, ich hatte viel Unterstützung – das war großartig!

Welche Herausforderungen brachten die vergangenen drei Jahre?

Für Entscheidungen musste ich ziemlich schnell auch in den Vorstandsetagen Gespräche führen. Das war plötzlich Fahrwasser, in dem ich nicht Probeschwimmen konnte. Ich habe zunächst viel zugehört und mich zurückgehalten. Zu dieser Zeit hatte unser Unternehmen noch eine Arbeitsdirektorin, die sehr auf mich geachtet hat. Stück für Stück bin ich in meine neue Aufgabe hineingewachsen. Inhaltlich hatten wir eine große Aufgabe zu bewältigen: Unser Unternehmen wurde von einem Investor gekauft, der keine langjährige Erfahrung im Chemiebereich hatte. Da ging es vor allem darum, Vertrauen zu schaffen, Selbstbewusstsein aufzubauen und eine gute Unternehmenskultur zu etablieren. Dieser Change-Prozess ist in vollem Gange.

Wie läuft es aktuell und wie hat die IG BCE dich unterstützt?

Die Corona-Pandemie brachte eine ungeheure Verdichtung der Arbeit mit sich. Die virtuellen Termine sind sehr eng getaktet und andere wichtige Dinge kommen dadurch zu kurz. Das kleine Gespräch auf dem Unternehmensflur, zum Beispiel, der Kaffee zwischendurch, um sich auszutauschen. Die nächste Betriebsratswahl steht bald an! Da wollen wir rein in die Betriebe und gucken, wie es unseren Beschäftigten geht. Die IG BCE weiß ich stets als starke Partnerin an meiner Seite, darüber bin ich sehr froh!

Joline Macek ist seit 2018 Betriebsratsvorsitzende beim Chempark-Betreiber CURRENTA/TECTRION.

Foto: Markus Feger

Auf welche Weise könnte man noch mehr Frauen dafür begeistern, sich im Betriebsrat zu engagieren?

Am besten dadurch, dass man selbst als Vorbild fungiert. Sichtbar sein, Vorleben, dass es geht – das sendet wichtige Signale! Außerdem werden wir Frauen nur erreichen, wenn wir Rücksicht nehmen, ihnen zuhören und ihre Bedürfnisse erkennen. Nach wie vor sind sie es, die in der Care-Arbeit die meisten Aufgaben übernehmen. Wenn wir da alle Möglichkeiten ausschöpfen, die wir jetzt – auch dank der Corona-Pandemie – kennen, können wir viel mehr Frauen gewinnen, davon bin ich überzeugt.

Was erhoffst du dir vom neuen Betriebsrätemodernisierungsgesetz?

Toll ist, dass das neue Gesetz die Gründung von neuen Betriebsräten erleichtert. Wir freuen uns auf viele neue Kolleg*innen! Dass der Schutz in diesem Zusammenhang verbessert wird, ist ebenfalls gut. Obwohl ich denke, dass die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, wenn man sich im Betriebsrat engagiert, trotzdem bleibt. Und: Ein Engagement im Betriebsrat wird weiterhin kein Karrierebooster sein!

Foto: Markus Feger

Zur Person

Das ist Joline Macek

Joline Macek ist Betriebsratsvorsitzende bei CURRENTA/TECTRION. Der Dienstleister für Chemieparks hat rund 1.300 Beschäftigte, zehn Prozent davon sind Frauen. Die 41-Jährige lebt in Nordrhein-Westfalen und engagiert sich in der SPD. In ihrer Freizeit buddelt die ausgebildete Chemielaborantin gerne im Garten oder ist im Haus handwerklich tätig. Trifft man sie dort nicht an, dann sitzt sie vielleicht auch in ihrem Rennwagen und flitzt über den Nürburgring.