CORONA

IG BCE

Zum ersten Mal seit der Gründung des DGB hat es 2020 keine Demos und Kundgebungen am 1. Mai gegeben. Und trotzdem standen die Gewerkschaften am Tag der Arbeit unter dem Motto „Solidarisch ist man nicht alleine!“ zusammen.

Foto: Christoph Soeder

Nah sein auf Distanz

In der Corona-Pandemie hat die IG BCE alle Hebel in Bewegung gesetzt, um unter radikal veränderten Rahmenbedingungen für ihre Mitglieder da zu sein: Binnen kürzester Zeit wurde virtuell möglich gemacht, was in Präsenz nicht mehr möglich war.

Die Auswirkungen der Corona-Krise stellen die größte Herausforderung der Nachkriegszeit dar – nicht nur für Wirtschaft und Politik, auch für die Gewerkschaften. Die IG BCE hat unter völlig veränderten Bedingungen ihre Funktionsfähigkeit erhalten, um weiterhin Mitglieder und Belegschaftsvertretungen bestmöglich zu unterstützen und ihre Interessen gegenüber Politik und Unternehmen zu vertreten – obwohl Bezirks- und Landesbezirksstellen vorübergehend geschlossen werden und phasenweise fast alle IG-BCE-Mitarbeiter*innen ins Homeoffice wechseln mussten. Zugleich sah sich die Organisation mit einem stark erhöhten Beratungsbedarf konfrontiert. Und: Die Beschäftigten in den Unternehmen waren wegen Homeoffice und Kurzarbeit deutlich schwerer persönlich zu erreichen, die Zugangsmöglichkeiten zu Betrieben stark eingeschränkt.

Mit raschen Investitionen in Konferenz- und Kommunikationstechnik und der Umstellung auf digitale Formate konnte die Gewerkschaft Mitglieder und Betriebsratsgremien weiterhin bestmöglich unterstützen.

Die IG BCE setzte mit raschen Investitionen in Konferenz- und Kommunikationstechnik, mit der Umstellung auf digitale Formate und dem Ausbau des digitalen Beratungsmaterials einen organisatorischen Kraftakt um. Zusätzliche Kommunikationswege entstanden, um weiter Schutz und Beratung der Mitglieder zu garantieren. Die Krisen-Infoline unterstützte die Kolleg*innen im Bezirk bei fachlichen Fragen rund um die Pandemie. Bei der Hotline der Bezirke bekamen Mitglieder und betriebliche Funktionär*innen vor Ort Hilfe und Unterstützung. Mehr als 4.000 Anfragen wurden beantwortet.

Plakat-Aktion des DGB Hamburg am Fischmarkt zum 1. Mai 2020.

Foto: dpa/Axel Heimken

Auch das klassische gewerkschaftliche Leben der IG BCE musste coronabedingt komplett umgestellt werden. Traditionelle Aufgaben der Ortsgruppen wie Ehrungen von Jubiläen konnten 2020 nur selten realisiert werden. Die Organisation der Ortsgruppenwahlen bedeutete eine große Herausforderung, weil sie angesichts der Infektionslage erstmals in teildigitaler Form durchgeführt werden mussten. Unter anderem wurde der Wahlzeitraum für Ortsgruppen von Ende Juni bis Ende Dezember 2020 verlängert. Ähnlich sah es bei den Vertrauensleuten aus. Hier wurde der Wahlzeitraum bis Ende Oktober 2020 verlängert und zeitgleich unterstützendes Material für eine präsenzlose Wahl erarbeitet. Mit Erfolg: Bis Ende Dezember 2020 konnten rund 90 Prozent der Vertrauensleutegremien sowie der überwiegende Teil der Delegierten gewählt werden.

Organisationsleben rein virtuell

Selbst gewerkschaftliche Festtage wie der 1. Mai mussten ihre digitale Feuertaufe überstehen. Zum ersten Mal in der Nachkriegszeit fanden 2020 am Tag der Arbeit keine Kundgebungen des DGB statt. Dennoch standen Gewerkschaftsmitglieder in ganz Deutschland zusammen – in den sozialen Netzwerken und mit einer Live-Sendung des DGB unter dem Motto „Solidarisch ist man nicht alleine!“. Die Band „No Time“ vom IG-BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis und von Vorstandsmitglied Francesco Grioli präsentierte dort ihren auf die Corona-Krise bezogenen Song „Zukunft wird gemacht“. Virtuell lief auch der 6. IG-BCE-Frauentag am 14. November unter dem Motto „Frauen.Macht.Zukunft“ ab. Mehr als 1.000 Interessierte hatten sich zu dem prominent besetzten Livestream dazugeschaltet: Neben der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Elke Hannack waren per Videoschalte auch Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, und die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) dabei.

Veranstaltungen und Seminare mussten während der Pandemie neu organisiert werden, beispielsweise in den IG-BCE-Bildungszentren. In Bad Münder zeigt Martina Seth (links), Leiterin des Bildungszentrums, IG-BCE-Vorstandmitglied Petra Reinbold-Knape, die neuen Laufwege.

Foto: Christian Burkert

Corona bedeutete auch, neue Wege zu gehen – mit Masken und Onlinekonferenzen.

Foto: Kai-Uwe Knoth

Viele Veranstaltungen fanden unter strengen Hygieneauflagen oder ausschließlich digital statt, wie der 6. Frauentag der IG BCE 2020.

Foto: Kai-Uwe Knoth

Auch Autokino-Events – hier bei Essity – etablierten sich als neues Format.

Foto: Carsten Büll

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Wegen der Corona-Maßnahmen musste die Präsenzarbeit der Bildungszentren in Haltern, Bad Münder und Kagel im März eingestellt sowie die Fejo (Freizeitheim- und Jugenderholungsgesellschaft mbH) und das Heinrich-Imbusch-Erholungsheim geschlossen werden. Im Juli konnten Haltern und Bad Münder sowie einige Fejo-Einrichtungen mit strengen Hygienekonzepten zwar öffnen, mussten aber im Herbst erneut schließen. Die IG BCE organisierte Alternativen: Mehr als 220 Web-Seminare mit rund 9.000 Teilnehmer*innen wurden online angeboten. Das Spektrum reichte von Arbeits- und Lebenshilfe in Coronazeiten über Gesundheitsfragen bis zu aktuellen IG-BCE-Positionen.

Homeoffice und Taskforces

Die Corona-Pandemie stellte auch die IG BCE als Arbeitgeberin vor Herausforderungen: Die interne sowie externe Zusammenarbeit musste vollständig auf das digitale Zeitalter ausgerichtet werden. Ab März 2020 stattete die Organisation deswegen alle Mitarbeiter*innen mit der notwendigen Hardware für mobiles Arbeiten aus. Die Konferenztechnik wurde erweitert, die VPN- und Telefoniekapazitäten erhöht. Zudem bündelte die Gewerkschaft ab Anfang 2020 ihre innerorganisatorischen Arbeitsabläufe neu, um schnell und zielorientiert auf Themen und Sorgen der Mitglieder reagieren zu können. Die Vorstandsbereiche in der Hauptverwaltung wurden aufgelöst und rund ein Dutzend Taskforces zu den drängendsten Problemen gebildet. Unter anderem gibt es nun Taskforces zu den Themenfeldern Krise und Restrukturierung im Betrieb, Kurzarbeit/Tarif für Betriebe oder Recht und Rechtsberatung. Diese erarbeiteten beispielsweise Muster-Betriebsvereinbarungen, technische Regeln und Empfehlungen. Exemplarisch sind etwa die aktuellen Corona-Arbeitsschutzregeln und -verordnungen, die gesundheitliche Beeinträchtigungen für die Kolleg*innen verhindern konnten.

Auch das klassische Organisationsleben der IG BCE lief größtenteils digital ab – der 1. Mai, der IG-BCE-Frauentag, ja sogar Ortsgruppenwahlen.

Die Zusammenarbeit mit dem DGB-Rechtsschutz konnte zudem gewährleisten, dass IG-BCE-Mitglieder trotz Krise jederzeit eine kompetente Ansprechperson fanden. Seminare für Hauptamtliche sicherten die Qualität der Rechtsberatung. Referent*innen informierten bundesweit Belegschafts- und Schwerbehindertenvertretungen, Ortsgruppen, Vertrauensleute und andere IG-BCE-Gremien über gesetzliche Veränderungen und die aktuelle Rechtsprechung. Zudem begleitete die IG BCE mit dem DGB die zahlreichen Gesetzgebungsverfahren. Dabei setzten sie durch, dass das Infektionsschutzgesetz um die Kinderbetreuung bei coronabedingten Schulschließungen erweitert wurde, später auch um zehn zusätzliche Kinderkrankentage.