MITBESTIMMEN

Global

Mitgestalten im internationalen Maßstab: Iris Wolf von der IG BCE (mit Mikro) auf der „World Conference on the chemical Industries“ in Istanbul.

Foto: IndustriAll

Auf dem Weg zu globaler Solidarität

Europaweit und global engagiert: Um über die Grenzen Deutschlands hinaus zu wirken, hat die IG BCE wichtige Kooperationsabkommen geschlossen. Für Diskussionsrunden, Werksbesichtigungen und den „Blick über den Tellerrand“ ging es bis nach Shanghai und Japan.

Um das bedrohliche Erstarken der rechtspopulistischen und gewerkschaftsfeindlichen Kräfte in Europa zu bekämpfen und die Befürworter*innen Europas im Europäischen Parlament zu stärken, hat die IG BCE im Vorfeld der Europawahl 2019 intensive Aufklärungsarbeit geleistet – über Seminarangebote für Funktionär*innen, mit einem umfassenden Vergleich der Wahlprogramme im Mitgliedermagazin KOMPAKT bis hin zu Informationsmaterialien, die in den Bezirken und Betrieben für Informationsveranstaltungen genutzt wurden. Alles mit dem klaren Ziel: Beschäftigteninteressen zur Geltung zu bringen und für ein soziales Europa zu mobilisieren.

Kooperationsabkommen geschlossen

Ziel eines im Jahr 2017 geschlossenen Abkommens zwischen IG BCE und der französischen Chemie- und Energiegewerkschaft FCE-CFDT ist es, sowohl bilateral als auch auf Ebene von IndustriAll Europe enger zusammenzuarbeiten. Im Dezember 2019 unterzeichnete die IG BCE mit der italienischen Chemie- und Energiegewerkschaft UILTEC ein vergleichbares Abkommen. Die Zusammenarbeit trug bereits erste Früchte: 2020 haben die Gewerkschaften beispielsweise den Antrag für das Projekt „Green@Work“ an die EU-Kommission gestellt. Als zusätzliche Partnerin wurde die kroatische Chemiegewerkschaft EKN gewonnen. Gemeinsam möchte man innerhalb von zwei Jahren Antworten auf den Wandel der chemischen und der Energieindustrie entwickeln.

Gemeinsam mit IndustriAll Europe setzt sich die IG BCE für flächendeckende Tarifsysteme und Gute Arbeit überall in Europa ein und baut ein Gegengewicht zu den multinationalen Konzernen auf.

IndustriAll Europe und IndustriALL Global Union

Beim Europäischen Gewerkschaftsverband IndustriAll Europe ging es um die Schaffung qualitativ hochwertiger, sicherer und gut entlohnter Arbeitsplätze in der europäischen Industrie. Der Verband setzt sich für flächendeckende tarifpolitische Systeme und gute Arbeitsbedingungen überall in Europa ein und hat ein wirksames Gegengewicht gegenüber den multinationalen Unternehmen aufgebaut. Die Gewerkschaften in Europa und auf nationaler Ebene wurden gestärkt, regelmäßig wurden Erfahrungen ausgetauscht. IndustriAll Europe musste ebenso wie die globale Gewerkschaftsföderation IndustriALL Global Union den für 2020 geplanten Kongress coronabedingt auf 2021 verlegen. Michael Vassiliadis wurde im Juni 2021 für vier weitere Jahre als Präsident von IndustriAll Europe gewählt, er erhielt 99,97 Prozent der Stimmen. Vassiliadis steht seit 2012 an der Spitze des Gewerkschaftsverbunds. IndustriALL Global Union und IndustriAll Europe haben in den vergangenen Jahren Gewerkschaften, die ihre Strukturen noch aufbauen oder deren Rechte unterdrückt werden, stark unterstützt.

Engagement in Belarus, Kolumbien und Japan

Zum Beispiel in Belarus: Bereits seit den frühen 1990er-Jahren bestehen enge Kontakte zwischen der IG BCE und zwei Chemiegewerkschaften dort; der regierungsnahen Gewerkschaft Belkhimprofsoyuz und der BNP, der größten unabhängigen Gewerkschaft. Seit der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 konzentriert sich die Arbeit der IG BCE auf die Unterstützung der BNP, deren Funktionär*innen vielfach gefoltert, inhaftiert oder aus den Betrieben entlassen wurden. Der Staat setzt alles daran, die unabhängigen Gewerkschaften und die Demokratiebewegung gewaltsam zu zerstören.

Gewerkschaftsstärke in der Energiewirtschaft ausbauen: Thema der IndustriALL-Konferenz 2018 in Sankt Petersburg.

Foto: Denis Leonor

In Kolumbien konnte die IG BCE der Partnergewerkschaft Sintracarbón im Kampf gegen unzumutbare Schichtzeiten unterstützen. Mit Hilfe der Initiative Bettercoal und unter Einbeziehung der deutschen Energieunternehmen konnte erfolgreich Druck auf die Arbeitgeberseite ausgeübt werden.

Im Juni 2019 fand außerdem eine Delegationsreise mit Betriebsbesuchen und Diskussionen mit Unternehmensvertretungen und den jeweiligen Betriebsgewerkschaften in Japan statt. Dabei ging es um die japanische Chemie-, Pharma- und Energiepolitik und um das japanische Verhältnis zu China. Man traf sich mit dem Zusammenschluss der japanischen Chemiegewerkschaften JAF und dem Zusammenschluss der Metallgewerkschaften. Die in Japan gemeinsam geplanten Aktivitäten in Japan und China und verschiedene Diskussionsrunden in Deutschland mussten wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.

Austausch mit Kolleg*innen auf der anderen Seite der Erdkugel: IG-BCE-Delegationsreise nach Japan 2019.

Foto: JAF

Globalisierungsfachleute

Darüber hinaus baut die IG BCE einen Personenkreis für die Großchemie auf, der sich mit Fragen der Globalisierung und fairer Wertschöpfungsketten beschäftigt. Ein erster Schritt wurde bereits getan: Eine Reise führte nach Shanghai, mit Werksbesichtigungen und Diskussionsrunden. Eine weitere nach Brasilien war in Vorbereitung, als die Corona-Pandemie Reisen unmöglich machte. Das Programm soll fortgesetzt werden, wenn dies wieder möglich ist.