MITBESTIMMEN

Im Betrieb

In den Betrieben die starke Position verteidigt

Betriebsräte spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung guter Arbeitsbedingungen. Mit ihnen zusammenzuarbeiten ist wichtiger Teil der IG BCE.

Foto: Cordula Kropcke

Die Betriebsräte gezielt stärken und für die Zukunft gut vorbereiten: Dies stand in den vergangenen Jahren im Mittelpunkt der Tätigkeiten der IG BCE in Bezug auf die Mitbestimmung im Betrieb. Das sorgt für einen unverändert hohen Organisationsgrad.

Für demokratische Teilhabe im Betrieb ist eine hohe Beteiligung bei Betriebsratswahlen wichtig. Sind darüber hinaus viele Betriebsratsmitglieder in der IG BCE organisiert, können gewerkschaftliche Ziele besser umgesetzt werden. Die Gewerkschaft hat passende Materialien entwickelt, um potenzielle Kandidat*innen vor und nach der Betriebsratswahl anzusprechen, sie zur Kandidatur zu motivieren und eine hohe Wahlbeteiligung zu erreichen. Dies ist gelungen: Zwar konnte die Wahlbeteiligung aufgrund der Grippewelle 2018 nicht gesteigert werden, aber sie lag mit 69,4 Prozent in einem guten Bereich. Der Organisationsgrad der Betriebsratsmitglieder erreichte 76 Prozent. Rund 1.600 von ihnen traten nach der Wahl der IG BCE bei.

Der Anteil der Frauen in diesen für die Mitbestimmung im Betrieb so wichtigen Gremien steigt stetig. Im Moment liegt er bei 28,8 Prozent. Auch der Anteil der weiblichen Betriebsratsvorsitzenden liegt bei inzwischen 21 Prozent. Um diesen Trend fortzusetzen, gibt es das Frauenkolleg der IG BCE. Es bereitet Frauen auf Ehrenamt und Führung, etwa im Betriebsrat, vor. Mehr als 80 Frauen haben das Kolleg besucht, davon ist gut ein Viertel in der Betriebsratsführung aktiv. Viele sind hierzu durch das Frauenkolleg motiviert worden.

Wissenschaftliche Befragungen zeigen jedoch, dass die Hälfte der befragten Betriebsratsmitglieder in der Amtsausübung behindert werden. An dieser Stelle hat die IG BCE schnell und kompetent unterstützt. Durch mediale Aufmerksamkeit und durch Gerichtsverfahren konnte sie Arbeitgeber unter Druck setzen, die bestehenden Rechte von Betriebsratsmitgliedern anzuerkennen. Über einen Fonds gegen Betriebsratsbehinderung leistet sie finanzielle und juristische Hilfe für Betroffene.

Neue Ansprachekonzepte als Antwort auf die zunehmende Akademisierung der Beschäftigten in den Branchen der IG BCE

Erfolgreich Reformen angemahnt

Gemeinsam mit dem bei der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ansässigen Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht hat die IG BCE Gutachten erstellt, die die Reformbedürftigkeit des Betriebsverfassungsgesetzes hervorheben. Schon seit Jahren drängt die Gewerkschaft beispielsweise darauf, die Wahl von Betriebsräten zu erleichtern, den Kündigungsschutz für Betriebsrats-Initiator*innen zu verbessern und die Mitspracherechte der Belegschaftsvertreter*innen auszuweiten – etwa auf mobile Arbeit, Weiterbildungs- und Digitalisierungsthemen. Das Betriebsrätemodernisierungsgesetz, das im Juni 2021 in Kraft getreten ist, trägt dem nun Rechnung, geht in einigen Bereichen jedoch noch nicht weit genug.

Auch die Gesetzgebungsverfahren zu Leiharbeit und Werkverträgen sowie das Entgelttransparenzgesetz wurden eng begleitet, genauso wie die Kommission „Arbeit der Zukunft“ der HBS. Übergreifend über alle Handlungsfelder wurden Veranstaltungen wie die Betriebsrätejahrestagung, die Mitbestimmungstagung in Kooperation mit der HBS oder auch die Wanderausstellung „Vom Wert der Mitbestimmung“ durchgeführt.

KAAT-Beschäftigte und Erschließung Laborbetriebe

Als Antwort auf die zunehmende Akademisierung in Betrieben hat die IG BCE ihre Aktivitäten für kaufmännische, akademische und außertariflich Beschäftigte (KAAT) ausgebaut. Das Projekt „C-HUB“ ist 2019 an den Start gegangen. Noch bis 2022 entwickelt und testet es unter anderem neue, speziell auf KAAT ausgerichtete Ansprache- und Werbekonzepte. Ende 2020 wurde außerdem kaat.net gelaunched. Die Internetseite bündelt Informationen zu KAAT-Themen.

Ziel eines anderen Zwei-Jahres-Projekts der IG BCE war es, 20 neue Betriebe durch Betriebsratsgründungen zu erschließen und 600 neue Mitglieder zu gewinnen. Angesprochen wurden vorrangig Labordienstleistungsunternehmen. Projektsekretär*innen diskutierten mit Beschäftigten der Branche – zum Beispiel auf einer Labortagung – die Situation der Laborbetriebe. 25 neue Gremien wurden gegründet, sechs weitere sind in Vorbereitung. Die Zahl der Mitglieder konnte um 651 erhöht werden.

Vertrauensleutearbeit und „Kursbuch Betrieb“

Mit dem Beschluss des Leitantrages Zukunftsgewerkschaft 4.0 „Unser Weg ins neue Jahrzehnt“ hat die IG BCE die Grundlinien der zukünftigen Vertrauensleutearbeit und einige Ziele neu definiert. In einem zentral unterstützten Projekt hat sie Handlungsansätze und Konzepte erprobt. Parallel wurden zentrale Angebote geschaffen, um die aktiven Gewerkschaftsmitglieder am Veränderungsprozess zu beteiligen. Im März 2019 hat außerdem eine Vertrauensleute-Vorsitzenden-Konferenz stattgefunden. Aus den dort zusammengetragenen Ideen und Anforderungen hat die Gewerkschaft schließlich Maßnahmen zur Wahlvorbereitung und -begleitung entwickelt.

Um die betriebspolitische Arbeit zu fördern, hat die IG BCE das „Kursbuch Betrieb“ aufgelegt. Darin wurden für hauptamtliche Gewerkschaftssekretär*innen die verschiedenen betriebspolitischen Themen strukturiert und systematisch aufgearbeitet.

Chancen und Risiken wägen Jugendvertreter*innen beim Bundesjugendtreffen 2018 ab.

Foto: Jens Wegener

Neue Wege des Dialogs: In Hamburg lud der Bezirk Vertrauensleute zum „Speed-Dating“ mit Michael Vassiliadis.

Foto: Cordula Kropke

Veranstaltung mit Tradition: die Betriebsrätejahrestagung, hier 2017.

Foto: Christian Burkert

Auch unter Corona-Bedingungen möglich: 2020 spricht Journalist Heribert Prantl vor den Betriebsräten.

Foto: Christian Burkert

Aufmerksame Zuhörer*innen und meinungsstarke Diskutierende: Betriebsräte auf der Jahrestagung 2019.

Foto: Christian Burkert

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Nachwuchsförderung und JAV-Arbeit

Da der demografische Wandel auch vor den Betriebsratsgremien nicht haltmacht, hat das Thema Nachwuchsförderung in der Arbeit der IG BCE einen hohen Stellenwert. Sie unterstützt Aktive dabei, neue Talente zu finden, zu entwickeln und in das Ehrenamt zu führen – etwa mit einem Nachwuchsprogramm.

Auch die Arbeit der Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVen) ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Insbesondere in der Jugendarbeit ist sie von hoher strategischer Bedeutung. Die JAVen haben 65 Prozent der Neuanfänger*innen von der IG BCE überzeugt. Inhaltlich hat die IG-BCE-Jugend in den vergangenen Jahren zwei bundesweite JAV-Konferenzen erfolgreich durchgeführt. Im Jahr 2020 stand, bedingt durch die großen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, das Krisenmanagement zur Sicherung der Ausbildungsqualität im Mittelpunkt der Arbeit. Schnell wurden Lösungen und Rahmenbedingungen und digitale Qualifizierungsangebote für die im Jahr 2020 neu gewählten JAVen entwickelt.

Die Freizeitheim- und Jugenderholungsgesellschaft mbH (Fejo) war auch in den vergangenen Jahren eine Erfolgsgeschichte. Sie feierte im Jahr 2018 ihr 60-jähriges Bestehen. Kontinuierlich entwickelt sie ihr Angebot weiter. Etliche neue Reiseziele wurden erfolgreich getestet und in das Angebot integriert.