IGBCE in der Transformation

Stark

Foto: Christian Burkert

Transformation

mit Weitblick

Wie die IGBCE die eigene Zukunft erfolgreich neu gestalten will

„STARK. Stark für die Zukunft“ bündelt die strategischen Maßnahmen zur strukturellen Erneuerung der IGBCE. Ziel ist eine moderne Organisation, die auch künftig leistungsfähig, effizient und schlagkräftig bleibt im Interesse ihrer Mitglieder.

Gestaltung der Transformation und Bewahrung der Tradition gehen bei der IGBCE Hand in Hand.

Foto: Denis Lochte

Die IGBCE hat sich auf den Weg gemacht, die eigene Erneuerung systematisch voranzutreiben. In einer sich rasant verändernden Welt muss sich auch die gewerkschaftliche Arbeit den neuen Rahmenbedingungen anpassen und sich permanent weiterentwickeln. Dafür braucht es weitsichtige Ideen, neue Inhalte und Lösungsansätze. Aber auch tiefer gehende strukturelle Anpassungen und Veränderungen sind notwendig, um langfristig schlagkräftig, wirksam und finanziell handlungsfähig zu bleiben.

Den demografischen Wandel aktiv gestalten

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, hat die Organisation zwei weitreichende Prozesse gestartet, die konsequent und umfassend auf die Weiterentwicklung der IGBCE einzahlen. Während „KLAR. Klar für die Zukunft“ vor allem die inhaltliche und strategische Neupositionierung der Gewerkschaft adressiert, geht es bei „STARK. Stark für die Zukunft“ um die strukturelle Modernisierung der Organisation. Die beiden Prozesse laufen in der Umsetzung parallel, haben unterschiedliche Wirkungskreise, verfolgen aber ein gemeinsames Ziel: die erfolgreiche Transformation der IGBCE in eine moderne und leistungsfähige Gewerkschaft.

Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie sich die IGBCE organisatorisch so aufstellen kann, dass sie den vielschichtigen Herausforderungen des demografischen Wandels nicht hilflos gegenübersteht, sondern diese Veränderungen aktiv mitgestaltet. Denn eines steht fest: Trotz Erfolgen in der Mitgliederneugewinnung blickt die Organisation insgesamt auf rückläufige Mitgliederzahlen. Dieser Trend droht sich in den kommenden Jahren durch die Renteneintritte der sogenannten Babyboomer-Generation weiter zu verschärfen. Diese Entwicklung ist nicht neu, stellt die Organisation aber angesichts der Dimension vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig prägen umfassende Veränderungen in den Branchen und Betrieben, aber auch gestiegene Anforderungen in Service und Ansprache die neuen Ansprüche an die IGBCE.

Bei der Neujustierung der gewerkschaftlichen Arbeit soll vor allem das Mitglied verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Mit externer Unterstützung hat man sich daher auf den Weg gemacht, die Reise von Menschen in die Mitgliedschaft und während der Mitgliedschaft verstärkt zu analysieren (user funnel journey). Gleichzeitig wurden Strukturen, Prozesse und Finanzen mit Blick auf zukünftige Entwicklungen umfassend untersucht. Die Erkenntnis, die aus diesem Prozess hervorgeht, ist eindeutig: Die IGBCE braucht einen Anpassungsprozess, der Zielbilder, Daten, Personalentwicklung, Bildung, Finanzen und Mitgliedergewinnung in einen wirkungsvollen Zusammenhang bringt. Einen Großteil dieser Maßnahmen hat die Organisation bereits umfangreich beschrieben, sie befinden sich zum Teil schon in Umsetzung in diesem Geschäftsbericht, aber auch in Anträgen zum 8. Ordentlichen Gewerkschaftskongress der IGBCE.

Der Vorstand treibt die Modernisierung der Organisation konsequent voran.

Foto: IGBCE

Bei der Neujustierung der ­gewerkschaftlichen Arbeit soll das Mitglied verstärkt in den Mittelpunkt rücken.

„Stark für die Zukunft“ als zentraler Leitfaden entwickelt

Ein zentrales Instrument im Transformationsprozess ist der gemeinsam mit der Unternehmensberatung KPMG entwickelte organisationspolitische Leitfaden „Stark für die Zukunft“. Dabei handelt es sich um eine datenbasierte Prognose, die verschiedene Entwicklungsszenarien in Bezug auf Mitgliederzahlen, Beitragseinnahmen und Organisationskosten miteinander in Beziehung setzt. Dieser Leitfaden macht sichtbar, welche Auswirkungen bestimmte Maßnahmen oder Unterlassungen auf die langfristige Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit der IGBCE haben und welche Stellschrauben entscheidend sind, um Kurskorrekturen vorzunehmen. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für alle strukturellen Entscheidungen der kommenden Jahre vom Zuschnitt der Organisation bis hin zur finanziellen Steuerung. Konkret wirkt sich das auch auf die Personalentwicklungen der IGBCE aus. In den kommenden Jahren wird die Organisation daher ihre Kräfte optimieren. Gleichzeitig wurde in der Hauptverwaltung die Möglichkeit für Beschäftigte geschaffen, abteilungsübergreifend flexibler auf anfallende Arbeit reagieren zu können.

Die Organisation schaut aber nicht allein auf personelle Entwicklungen, sondern stellt auch interne Arbeitsprozesse grundlegend auf den Prüfstand. Dazu arbeitet sie an einer detaillierten Tätigkeitsanalyse der Hauptverwaltung. Allein durch die Erfassung sind bereits über 250 Optimierungsvorschläge eingegangen, die in die weiteren Maßnahmen einfließen sollen.

Die letzte vergleichbare Analyse liegt bereits mehr als zehn Jahre zurück. Seitdem haben sich Aufgaben, Anforderungen und Prozesse zum Teil erheblich verändert. Ziel der neuen Untersuchung ist, die anfallende Arbeit so zu organisieren, dass sie auf alle Beschäftigten effizient und fair verteilt wird. Nach dem Abschluss und der ersten Auswertung der Analyse wurden bereits gezielt Optimierungsworkshops durchgeführt. Auf Basis der gewonnenen Daten sollen weitere Verbesserungspotenziale identifiziert und konkrete Maßnahmen zur Effizienzsteigerung entwickelt werden. Die Optimierungsworkshops bieten den Rahmen, um gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl Arbeitsbedingungen verbessern als auch die Arbeitszufriedenheit steigern. Transparenz und Partizipation aller Beschäftigten sind dabei ein zentrales Element.

Michael Vassiliadis und die damaligen Vorstände Karin Erhard und Ralf Sikorski.

Foto: Denis Lochte

Zentralisierung als Entlastung der Bezirke

Ein sichtbares Beispiel für die strukturelle Neuausrichtung ist der Aufbau des IGBCE-Mitgliederservice. Was im ersten Schritt mit der Zentralisierung der Hotline begann, hat sich mittlerweile zu einem umfassenden Servicebereich weiterentwickelt, der Aufgaben übernimmt, die bislang dezentral in den Bezirken erledigt wurden: von Mitgliederbetreuung über Datenpflege bis hin zu Gremienverwaltung. Die Hotline bearbeitet erste Anfragen fallabschließend und stellt die Erreichbarkeit der IGBCE sicher. Im Weiteren folgte ein Projekt, das sich mit dem Rückholmanagement von kündigenden Mitgliedern über einen professionell aufgestellten Rückholprozess erfolgreich beschäftigte.

Der sogenannte 43. Bezirk entstand als Test- und Analyseeinheit, in der die vielfältigen Tätigkeiten der Bezirke systematisch erfasst und auf Optimierungspotenzial hin untersucht wurden. Ergebnis: Viele Aufgaben lassen sich durch Digitalisierung und Standardisierung besser, effizienter und zentral erledigen ohne die Nähe zur Basis zu verlieren. Im Rahmen einer Vollerfassung der bezirklichen Tätigkeiten wurden die Aufwände in den Bezirken erfasst und entsprechende Potenziale identifiziert. Der Fokus richtete sich auf die Themenfelder Mitglieder- und Gremiendaten, Mitgliederbetreuung und Finanzen sowie Tätigkeiten, die durch eine fortschreitende Digitalisierung nicht mehr dezentral durchgeführt werden müssen. Diese Tätigkeiten wurden standardisiert und neue Prozesse definiert mit dem Ziel, die Bezirke zu entlasten und einen höheren Standard in den Daten zu erhalten. Ein Team, bestehend aus Kolleg*innen, auch der Bezirke, wurde im 43. Bezirk zusammengefasst und 2023 in den IGBCE-Mitgliederservice heute im VB 5 / Geschäftsbereich IT/Service/Management überführt. Mittlerweile ist der Mitgliederservice ein eigenständiger Bereich und bildet eine tragende Säule für die moderne IGBCE.

Mit der geplanten Fusion der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen will die IGBCE ihre Schlagkraft stärken.

Foto: Stephen Petrat

IGBCE bündelt Kräfte in Nordrhein-Westfalen

Ein weiterer Meilenstein ist die Zusammenlegung der Landesbezirke Nordrhein und Westfalen zum 1. Januar 2026. Mit dieser Fusion wird nicht nur auf demografische Entwicklungen reagiert, sondern auch auf die Notwendigkeit, schlagkräftige Strukturen zu erhalten und weiter auszubauen. Gleichzeitig wird mit dem Konzept der „Bezirksarbeit der Zukunft“ eine umfassende strategische Neuausrichtung der Arbeit in den Regionen eingeleitet.

Dabei gilt: Der Betrieb bleibt zentraler Handlungsort der IGBCE. Aber die Art und Weise, wie Unterstützung organisiert und Leistungen erbracht werden, muss sich an die zukünftigen Anforderungen anpassen flexibel, professionell und mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Mitglieder. Die Erschließung neuer Betriebe und der Mitgliederaufbau in den vorhandenen Strukturen sind ein wesentlicher Hebel zur Steigerung der Mitgliederentwicklung der IGBCE. Dabei kommen neue Fachsekretär*innen für Mitgliederstärke zum Einsatz. Sie legen ihren Fokus in erster Linie auf die Branchen Pharma/Biotech und Laborbetriebe, in denen die IGBCE große Wachstumspotenziale identifiziert hat. Nach einem Auswahlprozess mit den Bezirken und den Landesbezirken sind zwölf Pilotprojekte gestartet worden. Ausgehend von den Erfahrungen des Erschließungsprojektes Westfalen/Ibbebbüren werden hier neue Wege bei der Erschließung von Branchen und Betrieben getestet. Das Augenmerk liegt auf den genannten Wachstumsbranchen. Aber auch andere Bereiche, die von der IGBCE noch nicht erschlossen worden sind und Potenziale bieten, sollen bearbeitet werden.

All diese Maßnahmen, Überlegungen und Veränderungen fließen im Prozess „STARK. Stark für neue Wege“ zusammen.