Mitglied im Mittelpunkt

Beteiligung

Foto: IGBCE

Neue Stufe der Partizipation

Umfragen, Zufriedenheitsanalysen, neue Beteiligungsformen: Die IGBCE hat die Partizipationsmöglichkeiten für ihre Mitglieder in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Das Ziel liegt auf der Hand: mehr Mitsprache auf allen Ebenen.

Die direkte Einbindung und Beteiligung ihrer Mitglieder auf allen Ebenen ist in der IGBCE seit jeher Teil der gewerkschaftlichen Kultur. Was tagtäglich in regionalen wie bundesweiten Gremien diskutiert und beschlossen wird, ist elementarer Bestandteil des basisdemokratischen Entscheidungsfindungsprozesses in der IGBCE. Im Berichtszeitraum hat die IGBCE die Partizipationsmöglichkeiten für die Mitglieder noch einmal grundlegend erweitert.

Sie macht sich dabei die Vorteile der Digitalisierung zunutze. Meinungen, Einstellungen, Erfahrungsberichte, Wünsche und Forderungen können die Mitglieder ihrer Gewerkschaft heute bequem mit dem Smartphone mitteilen, beispielsweise direkt über die „Meine IGBCE“-App oder über Umfragen, die sie per Mail erreichen. Dazu wurde in den vergangenen Jahren eine resiliente technische Infrastruktur und ein stringentes internes Reporting aufgebaut.

Alle Ergebnisse von Umfragen, Zufriedenheitserhebungen oder Beteiligungsportalen werden regelmäßig dem geschäftsführenden Vorstand der IGBCE vorgelegt und fließen in die Arbeit der IGBCE ein. Das gilt nicht zuletzt im politischen Bereich, wo die Meinung der Industriebeschäftigten stets gefragt ist.

Umfrage des Monats

Das für die politische Arbeit wichtigste Erhebungsformat ist die „Umfrage des Monats“, die im November 2021 erstmals aufgelegt wurde und an der sich Mitglieder nur über die „Meine IGBCE“-App beteiligen können. Gleichzeitig wurde sichergestellt, dass die Fragen anonym beantwortet werden können. Die „Umfrage des Monats“ konzentriert sich auf ein klar umrissenes Themenfeld und umfasst etwa 12 bis 16 Fragen. Sie ist bewusst kurz gehalten, um innerhalb von zehn Minuten beantwortet werden zu können. Erfragt werden Themen wie die wirtschaftliche Lage im eigenen Betrieb, die Meinung zu aktuellen politischen Vorgängen und Plänen oder auch klassische gewerkschaftliche Themenfelder wie Mitbestimmung oder Arbeitsbelastung.

Die „Umfrage des Monats“ erfreut sich bei den Mitgliedern großer Beliebtheit. Die Zahl der Nutzer*innen hat sich seit Beginn der Erhebungen mehr als verdoppelt, erreichte zuletzt mit mehr als 5.300 Teilnehmenden einen neuen Rekordstand. Nicht nur die hohe Zahl der Befragten, auch die nach Beschäftigtengruppen, Regionen, Branchen und Geschlecht mit der Mitgliedschaft insgesamt weitgehend deckungsgleiche Verteilung der Teilnehmenden gewährleistet, dass die Ergebnisse sehr aussagekräftig und valide für die Gesamtmitgliedschaft sind.

Die Ergebnisse werden den Mitgliedern regelmäßig über die IGBCE-eigenen Medien und Kanäle berichtet. Im Magazin „Profil“ haben sie einen festen Platz in der Rubrik „Dialog“. Gleichzeitig trägt die IGBCE Sorge dafür, dass die Stimme ihrer Mitglieder auch in der Öffentlichkeit Gehör findet. Deshalb werden sie offensiv in der Pressearbeit eingesetzt. Unzählige Medien haben die Daten als „Stimme der Industriebeschäftigten“ in den vergangenen Jahren genauso aufgegriffen wie die damit verbundenen Forderungen der IGBCE.

So sorgte zum Ende des Berichtszeitraums dieses Geschäftsberichts, am 30. Dezember 2024, eine dpa-Meldung für große Aufmerksamkeit, in deren Zentrum die Zukunftssorgen der IGBCE-Mitglieder im Vorfeld der Bundestagswahl standen. „Die Ergebnisse sind ein alarmierender Beleg dafür, dass die Krise in der Industrie die arbeitende Mittelschicht bereits in der Breite erfasst hat“, kommentierte seinerzeit der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis die Umfrage und machte klar: „Die Parteien sollten das als Weckruf im Wahlkampf verstehen: Industrie gehört auf Platz eins der politischen Agenda – nicht nur, um gute Arbeit zu erhalten, sondern unseren gesellschaftlichen Wohlstand insgesamt. Wir werden das in den nächsten Monaten mit Nachdruck einfordern.“

Sprachrohr der Industriebeschäftigten: Die IGBCE verschafft der Stimme ihrer Mitglieder bundesweit Gehör.

Mitgliederzufriedenheitsindex

Entscheidend für den Erfolg der IGBCE ist auch der Blick der Mitglieder auf ihre eigene Organisation. Um diesen regelmäßig und systematisch zu erfassen und Entwicklungen zu analysieren, wurde der Mitgliederzufriedenheitsindex eingeführt. Er ist eine zentrale Kennzahl, die die Bindung der Mitglieder messbar macht. Die Erhebung des Mitgliederzufriedenheitsindex wird ein entscheidendes Steuerungsinstrument für die IGBCE. Er hilft auf objektiver Grundlage, die Mitgliedergewinnung zu steigern und die Mitgliederbindung zu stärken, Leistungen gezielt zu verbessern und strategische Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage zu treffen.

Der Mitgliederzufriedenheitsindex entsteht aus regelmäßigen Erhebungen. Dabei bewerten die Mitglieder verschiedene Faktoren wie allgemeine Zufriedenheit mit der Organisation und ihren Leistungen, Qualität und Relevanz der Leistungen für die Mitglieder, Wahrnehmung versus Idealbild der Organisation, Präsenz der Organisation, Weiterempfehlungsbereitschaft, Kündigungsrisiko und -prävention, Erwartungserfüllung, Verbesserungspotenziale und Relevanz.

Der Mitgliederzufriedenheitsindex dient nicht nur als Maßstab für den aktuellen Status der Mitgliederbeziehungen, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Organisation. Er hilft, die Perspektive der Mitglieder besser zu verstehen und das Angebot kontinuierlich an deren Erwartungen auszurichten. Eine hohe Mitgliederzufriedenheit ist der Schlüssel zur Stärkung und Zukunftssicherung der IGBCE.

In den vergangenen Jahren hat die IGBCE den Mitgliederzufriedenheitsindex bereits zweimal erhoben und kann auf eine hohe Rückmeldequote von durchschnittlich zehn Prozent setzen. Im Vergleich von 2023 und 2024 ist die Zufriedenheit konstant hoch, die Weiterempfehlungsrate stark gestiegen. Wie differenziert die Zufriedenheit sein kann, erkennt man an Details. Tarifabschlüsse spielen bei dieser eine wesentliche Rolle, aber auch die Wahrnehmung der IGBCE im Betrieb und in den Medien. Zentral für die Menschen sind gute Tarifpolitik (72 Prozent) neben der Schaffung und dem Erhalt sozialer Arbeitsplätze (45 Prozent).

Die IGBCE entwickelt die gewerkschaftliche Beteiligungskultur weiter – mit einem Kompetenzzentrum für Partizipation in der Arbeitswelt.

Partizipation in der Arbeitswelt

Gemeinsam mit dem Berlin Institut für Partizipation hat die IGBCE im Berichtszeitraum zudem das Kompetenzzentrum Partizipation in der Arbeitswelt (PIDA) aus der Taufe gehoben. Es soll die gewerkschaftsspezifische Beteiligungskultur weiterentwickeln. Es geht um einen wissenschaftlich und interessenbasierten Kulturwandel, der die Organisation auch für junge, partizipativ orientierte Mitglieder attraktiv macht. „Wir wollen die Partizipation in der IGBCE auf eine neue Stufe heben“, so Vassiliadis.

Ziel ist unter anderem der Ausbau der Beteiligungskompetenzen der Betriebsrät*innen und Vertrauensleute. Schon heute nutzen viele Unternehmen partizipative Formate wie Open-Space-Konferenzen oder Barcamps. Hier sollen die Ehrenamtlichen gewerkschaftliche Positionen einbringen oder bei Bedarf selbst solche Formate einsetzen und auswerten können.

Ein erstes PIDA-Projekt ist der Teilhabeindex TIX, mit dem Teilhabe im Betrieb verlässlich und systematisch erfasst werden soll. Der TIX basiert auf einer anonymen Onlinebefragung der Beschäftigten im Betrieb. Im Ergebnis steht eine Punktzahl zwischen 0 und 100, die Auskunft -darüber gibt, wie umfassend und wirksam Mitbestimmung und Beteiligung im jeweiligen Betrieb gelebt werden. Ein hoher TIX-Wert steht für eine ausgeprägte Teilhabekultur. Ein niedriger Wert zeigt, dass es Entwicklungspotenzial gibt.