
Foto: Nadine Cardenäo
Gewerkschaftliche Stärke für wachsende Berufsgruppen schaffen
KAAT.net vertritt die Interessen der kaufmännischen, akademischen und außertariflichen Beschäftigten. Was als Pilotprojekt begann, ist heute fester Bestandteil gewerkschaftlicher Arbeit – und ein Erfolgsmodell, dass nun mit den KAAT-Hubs ausgebaut wird.
Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Globalisierung, Digitalisierung und Akademisierung verändern nicht nur Arbeits- und Produktionsprozesse – sie wirken sich auch auf die Zusammensetzung der Belegschaften aus. Das zeigt sich besonders in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Hier wächst der Anteil an kaufmännischen, akademischen und außertariflich Beschäftigten (KAAT) seit Jahren kontinuierlich.
Bereits 2018 erkannte die IGBCE den wachsenden Bedarf an einer passgenauen gewerkschaftlichen Ansprache dieser Berufsgruppen. In einem Design-Thinking-Workshop entwickelten die Verantwortlichen erste Konzepte, die anschließend in einem dreijährigen Pilotprojekt in den Bezirken Mannheim, Mainz, Ludwigshafen, Darmstadt und Rhein-Main erprobt wurden. Die gewonnenen Erkenntnisse führten 2022 zur Einführung von KAAT.net als festem Bestandteil der gewerkschaftlichen Infrastruktur.
Mit KAAT erzielen wir wichtige Erfolge. So konnten wir im AT-Bereich mehr neue Mitglieder für die IGBCE gewinnen.
Francesco Grioli

Foto: Peter Kaplan
Strukturen schaffen, Teilhabe ermöglichen
KAAT.net versteht sich als individueller Interessenverstärker für Kaufleute, Akademiker*innen und AT-Beschäftigte. Das Ziel ist, ehrenamtlich getragene IGBCE-Netzwerke für KAAT-Beschäftigte in den Unternehmen zu etablieren. Das Interesse daran ist groß, wie die Statistik zeigt: Zwischen 2017 und 2024 hat sich die Zahl der AT-Eintritte in die IGBCE verachtfacht. Entscheidend für diesen Erfolg sind passgenaue Maßnahmen zur Ansprache, zur Gewinnung und zur Betreuung der Zielgruppen. Dazu zählen unter anderem das AT-Handbuch, der quartalsweise erscheinende KAAT-Newsletter mit über 25.000 Abonnent*innen, ein geschützter Bereich für Mitglieder auf KAAT.net, eine Hotline für individuelle Rechtsberatungen sowie zahlreiche Seminare und Netzwerkveranstaltungen wie der KAAT-Dialog. Zudem gibt es geschulte Ehrenamtliche in den Betrieben, die gezielt auf die Zielgruppen zugehen.

Der KAAT-Dialog hat sich als festes Format in der Organisation etabliert.
Foto: Nadine Cardenäo
Francesco Grioli, verantwortliches Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand, über den Prozess: „Mit unserer KAAT-Arbeit haben wir das Labor und Technikum verlassen und erzielen gemeinsam wichtige Erfolge in der Fläche. So konnten wir zum Beispiel im AT-Bereich mehr neue Mitglieder für die IGBCE gewinnen als die ‚Standesorganisation‘ VAA.“
Als äußerst erfolgreich hat sich das mehrstufige Ansprachekonzept erwiesen: Spezielle Veranstaltungen für alle kaufmännischen, akademischen und außertariflich Beschäftigten thematisieren aktuelle Entwicklungen und blicken über den Tellerrand hinaus. Am Ende der Veranstaltungen werden die Vorteile für IGBCE-Mitglieder hervorgehoben, zum Beispiel individuelle Beratungsleistungen und kostenfreie Weiterbildungsmöglichkeiten. So wird gewerkschaftliche Arbeit sichtbar und erlebbar.
KAAT-Hubs als nächste Ausbaustufe
Die einzigartige Infrastruktur aus Multiplikator*innen, Formaten und digitalen Tools lässt KAAT.net zu einer zentralen Plattform für Austausch, Information und Beteiligung für die Beschäftigten werden. Um zukünftig über Einzelangebote hinauszugehen und die Projekterfolge in die Fläche zu tragen, hat die IGBCE Bezirke mit hohen KAAT-Anteilen identifiziert. Diese wurden in vier regionale KAAT-Hubs zusammengefasst: Rhein-Ruhr, Süd mit Bezirken in Bayern und Baden-Württemberg, Rhein-Main-Neckar und Nord mit Hamburg, Berlin, Hannover.
Diese Hubs werden seit 2024/2025 von eigens geschulten KAAT-Fachsekretär*innen betreut. Sie agieren als Ansprechpartner*innen vor Ort, bieten gezielte Unterstützung und arbeiten eng mit den Betriebsrät*innen, Betriebsbetreuer*innen und Vertrauensleuten zusammen. Dabei sind sie organisatorisch an die Abteilung Betriebspolitik angebunden, was für eine optimale Koordination sorgt.
KAAT.net entwickelt sich damit von einem kompetenten Impulsgeber zu einem strategischen Instrument gewerkschaftlicher Betriebspolitik. Ein Fokus liegt dabei auf der nachhaltigen Verankerung von KAAT-Interessen in der betrieblichen Mitbestimmung – insbesondere mit Blick auf die Betriebsratswahlen 2026. Auch in den Gremien der Unternehmensmitbestimmung und der IGBCE sollen Bedürfnisse und Wünsche der KAAT-Beschäftigten mehr Gehör finden.
Die IGBCE zeigt damit einmal mehr: Sie ist ein starker Partner für alle Beschäftigtengruppen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie.