IGBCE in der Transformation

DIGITALISIERUNG

Foto: picture alliance / Westend61 | Infinite Lux

KI und Digitalisierung

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Die IGBCE fördert die Einführung digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz im Sinne der Beschäftigten. Dabei baut sie auf drei Säulen: fundierte Analysen, kontinuierliche Qualifizierung und starke gewerkschaftliche Netzwerke.

Die Digitalisierung verändert Arbeitsprozesse tiefgreifend. Mit Einzug der künstlichen Intelligenz (KI) hat sich das Tempo der Transformation nochmals erhöht mit großen Chancen für Beschäftigte: Wenn Routinen automatisiert und schwere körperliche Tätigkeiten weniger werden, entstehen neue Möglichkeiten im Job und für die persönliche Entwicklung. Zugleich stellen sich drängende Fragen in Bezug auf Fachkräftesicherung, Qualifizierung, Arbeitsplatzsicherheit und Ethik: Welche Aufgaben und Berufe entfallen, welche kommen hinzu? Kommt es zu einer Verdichtung der Arbeit? Welche neuen Fähigkeiten und Qualifikationen werden benötigt? Wie bleiben Datenschutz und Privatsphäre gewahrt? Wie sieht die Mitbestimmung von Betriebsräten und Gewerkschaften in Zukunft aus?

Um diesen Wandel umfassend zu verstehen, braucht es möglichst viele Stimmen aus den Betrieben. Deswegen hat die Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE gemeinsam mit der Goodwork GmbH im Jahr 2019 den Monitor Digitalisierung ins Leben gerufen. Das Projekt zeigt, wie die Beschäftigten der zwölf Branchen der IGBCE die Digitalisierung erleben und wie die Technologien ihre Arbeit sowie ihr Wohlbefinden beeinflussen.

Der zweite Monitor von 2022 mit 11.316 Teilnehmenden setzt den Schwerpunkt auf mobiles Arbeiten. Die Studie unterstreicht, dass das Homeoffice seit Corona zum Arbeitsalltag der Beschäftigten gehört – mit Vor- und Nachteilen: Viele berichten von einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zugleich steigen die Herausforderungen, nach Feierabend abzuschalten. Stichwort: Entgrenzung. Darüber fällt es neuen Kolleg*innen schwerer, im Betrieb Fuß zu fassen und Netzwerke zu bilden.

Die Ergebnisse liefern die Grundlage für das Modell zur „Bewältigung digitaler Arbeit“. Dieses bietet für die Praxis einen Orientierungsrahmen, um Belastungsfaktoren sowie technische, organisatorische und personenbezogene Ressourcen in den Blick zu nehmen. Gleichzeitig wird die Relevanz des Arbeitsschutzgesetzes unterstrichen. Das Ziel: gute digitale Arbeit ermöglichen.

Mit dem dritten Monitor Digitalisierung stellt die IGBCE den Einsatz von KI in den Mittelpunkt. Der Bericht von 2025 zeigt deutlich, dass die erst junge Technologie schon jetzt Arbeitsabläufe stark beeinflusst und verändert. Zugleich werden Möglichkeiten offengelegt, wie die IGBCE in Zukunft die Interessen der Beschäftigten noch besser vertreten und unterstützen kann.

Eine Diskussionsrunde zum Thema KI mit Alexander Bercht.

Foto: IGBCE

KI war Thema der Betriebsräte-Jahrestagung 2024.

Foto: Christian Burkert

Veränderungen sichtbar machen

Ein wichtiges Werkzeug zur aktiven Mitgestaltung des Wandels ist die Betriebslandkarte der IGBCE. Mehr als 100 Unternehmen haben damit bereits gearbeitet. Dabei ermitteln Beschäftigte, Betriebsrat, Gewerkschaften sowie das Management gemeinsam in einem Workshop, wie sich die Digitalisierung und KI-Prozesse auf die einzelnen Arbeitsbereiche konkret auswirken. Zugleich werden Wechselwirkungen offengelegt. Am Ende stehen relevante Gestaltungsfelder sowie passende Maßnahmen. Die Betriebslandkarte wird damit zum Instrument der betrieblichen Mitbestimmungen für Gewerkschaft, Betriebsrat und Beschäftigte. Im Jahr 2025 wurde das Werkzeug gemeinsam mit der IG Metall und der Hans-Böckler-Stiftung um den Aspekt „Künstliche Intelligenz und menschliche Arbeit“ erweitert. Denn fest steht: Wie die neuen Technologien am Ende eingesetzt werden, hängt maßgeblich vom Einführungsprozess ab. Mit der Betriebslandkarte können die Mitarbeitenden ab einem sehr frühen Zeitpunkt Einfluss auf KI-gestützte Prozesse in ihren Abteilungen nehmen und so von Anfang an den Kurs mitbestimmen.

Aktive Mitbestimmung in Zeiten des Wandels setzt dabei vor allem eines voraus: fundiertes Wissen. Die IGBCE hat aus diesem Grund das „Netzwerk Digital“ ins Leben gerufen. Hier tauschen sich Expert*innen aus Betriebsräten und Gewerkschaft mit Wissenschaftler*innen zu aktuellen Entwicklungen und technologischen Trends aus. Aus diesem Wissenstransfer heraus entstehen Publikationen, Checklisten, Muster-Betriebsvereinbarungen und Positionspapiere. Diese unterstützen die Bezirke und die Betriebsrät*innen in ihrer täglichen Arbeit.

Darüber hinaus investiert die IGBCE in die Qualifikation der eigenen Mitarbeiter*innen. So wurden die Fachsekretär*innen Gute Arbeit und Demografie zu Digitalisierungsexpert*innen weitergebildet. Sie haben seither nicht nur eine fundierte Expertise im Bereich KI entwickelt, sondern können auf strategische Veränderungsprozesse im Zusammenhang mit der Digitalisierung effektiv einwirken.

Daneben bilden sich die Kolleg*innen in den Bezirken kontinuierlich fort, damit sie bei innerbetrieblichen Verhandlungen über gute digitale Arbeitsbedingungen beraten können. Außerdem gibt es seitens der IGBCE KI- und digitalisierungsspezifische Handlungshilfen, Präsentationen und Fortbildungsangebote für Betriebsrät*innen und Beschäftigte.

Der zweite Monitor Digitalisierung hatte den Schwerpunkt mobile Arbeit.

Screenshot: IGBCE

Digitalisierung des Mitgliederservices

Effektive Mitgestaltung entsteht durch die Verzahnung von Analysen, praktischer Umsetzung und der Modernisierung der eigenen Organisation. Folgerichtig hat die IGBCE mit dem Geschäftsbereich IT/Service/Management die Digitalisierung der administrativen Tätigkeiten weiter vorangetrieben. Ein Fokus liegt dabei auf der Modernisierung des Mitgliederbereichs „Meine IGBCE“, um den Grad des Selfservices zu erhöhen. Es gibt nun die Möglichkeit, selbstständig die Bankverbindung ab einen gewünschten Zeitpunkt zu ändern. Auch personenbezogene Stamm- und Kommunikationsdaten wie Adresse, Unternehmen und Betrieb können eigenständig verwaltet werden. Daneben lassen sich bei einer gewünschten Beitragssenkung die dafür benötigten Dokumente online hochladen.

Die Maßnahmen führen zu einer immer stärker automatisierten und damit schnelleren Bearbeitung der Anliegen ein klarer Vorteil für alle Mitglieder. Gleiches gilt für die Einführung interaktiver Kontaktformulare. Fragen und Wünsche werden darüber ohne Umwege an die zuständige Stelle geschickt. Das Ergebnis sind schlankere und effizientere Prozesse. Das alles geht einher mit einer stärkeren Digitalisierung der internen Arbeitsabläufe. Ein Leuchtturmprojekt ist dabei die Einführung eines Dokumentenmanagement-Systems (DMS) für eine bessere Verwaltung und Archivierung von Dokumenten. Eine effektivere Zusammenarbeit wird außerdem durch die Nutzung von Cloud-Lösungen wie MS 365 ermöglicht.

Automatisierte Belegverbuchung im Rechnungswesen und optimierte Workflows etwa bei Rechnungseingängen und der Streikgelderfassung sorgen für mehr Effizienz und Transparenz. Gleichzeitig ermöglichen neue Strategien zur sicheren Datenverwaltung und -sicherung fundierte Entscheidungsprozesse.

Alexander Bercht, für die Digitalisierung verantwortliches Vorstandsmitglied, ist sich sicher: „Die IGBCE hat wichtige Weichen gestellt, Verwaltungsprozesse mithilfe von Digitalisierung schneller zu machen und besser auf die Bedürfnisse der Mitglieder zuzuschneiden. Diesen Prozess werden wir konsequent weiterverfolgen als einen wichtigen Beitrag zu einer modernen Gewerkschaftsarbeit.“