
Foto: Anna-Kristina Bauer
Bildung als zentrales Zukunftsversprechen
Um die Herausforderungen einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt zu meistern, hat die IGBCE die gewerkschaftliche Bildungsarbeit im Berichtszeitraum umfassend modernisiert und strategisch neu ausgerichtet. Kern dieser Initiative ist das 2024 gegründete Kompetenzzentrum Bildung.
Bildung ist die Basis, auf der Mitglieder selbstbewusst und kompetent den Wandel der Arbeitswelt mitgestalten können. Zugleich ist es ein zentrales Mittel zur stärkeren gewerkschaftlichen Bindung und Identifikation. Doch die Bildungsarbeit der IGBCE steht angesichts einer sich rasant verändernden Arbeitswelt vor großen Herausforderungen: Menschen in Betriebsräten und Tarifkommissionen müssen auf die Dekarbonisierung, den demografischen Wandel und die zunehmende Digitalisierung fachlich, methodisch und persönlich vorbereitet werden. Zugleich braucht es eine Anpassung an die Lebensrealität vor allem von jüngeren, digitalaffinen Mitgliedern. Dementsprechend sollte die Bildungsarbeit zeitlich flexibel, digital verfügbar und modular sein. Um proaktiv auf die tiefgreifenden Veränderungen zu reagieren, hat sich die IGBCE mit „Bildung 2030+“ eine ambitionierte Agenda gegeben. Neun Ziele wurden definiert, darunter die Stärkung der regionalen Bildungsarbeit, der Ausbau digitaler Bildungsangebote sowie die gezielte Ansprache neuer Beschäftigtengruppen. Die zentralen Vorhaben werden einer systematischen und regelmäßigen Erfolgsmessung unterzogen.
Digitale Angebote als Motor moderner Bildung
Ein entscheidender Schritt in Richtung moderner Fortbildung war der Start des Kompetenzzentrums Bildung (KomBi) im Juli 2024. Die Institution bildet Mitglieder von Betriebsräten, Jugend- und Frauengremien sowie Vertrauensleute möglichst nah an ihren Bedürfnissen aus. Dafür haben seit Gründung des Kompetenzzentrums die Mitarbeiter*innen die bisherige Bildungsarbeit der IGBCE analysiert, teilweise umstrukturiert und neu aufgestellt. Der Prozess wird Ende 2025 abgeschlossen sein.
Fest steht, dass neben Präsenzseminaren hybride und virtuelle Formate in den Fokus rücken. So stehen inzwischen mehr als 250 Webinare auf der digitalen Lernplattform zur Verfügung. Gemeinsame Onlineprogramme wie „Die ersten 100 Tage im Amt“ begleiten neue Mandatsträger*innen intensiv beim Einstieg in ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten und helfen, Hemmschwellen abzubauen. Dafür gibt es unter anderem wöchentliche E‑Briefings, Aufgabenstellungen, Webinare und Foren für den gegenseitigen Support.
Neben den traditionellen Themen des Betriebsverfassungs- und Tarifrechts rücken verstärkt Zukunftskompetenzen in den Vordergrund. Dazu zählen Themen wie Fake News erkennen, Arbeitsrecht, digitale Selbstverteidigung, demokratische Grundwerte, aber auch die Produktion kurzer Social-Media-Clips. Die Kurse sind flexibel nutzbar und werden tariflich als politische Bildung anerkannt.
Foto: Kai-Uwe Knoth
Wir haben die Bildungsarbeit inhaltlich und strukturell neu aufgestellt.
Birgit Biermann
Präsenzveranstaltungen bleiben zugleich zentraler Bestandteil der Bildungsarbeit. Aus diesem Grund wurden das Wilhelm-Gefeller-Bildungszentrum in Bad Münder und das Adolf-Schmidt-Bildungszentrum in Haltern am See auf die Bildungsexpertin der IGBCE, BWS, übertragen. Um eine hohe Qualität der Bildungsangebote sowohl virtuell als auch vor Ort garantieren zu können, müssen Referent*innen kontinuierlich qualifiziert werden. Die IGBCE sorgt deshalb dafür, dass sie im Umgang mit digitalen Werkzeugen und mit ihrem didaktischen Einsatz geschult werden. Aktuell gibt es zudem immer mehr Übungen zum Umgang mit künstlicher Intelligenz und deren Anwendung in der Bildungsarbeit.
Ein weiteres Ziel der „Bildung 2030+“-Agenda ist eine bessere Grundschulung von Vertrauensleuten in den Regionen. Dazu wurde ein viergliedriges Bausteinprogramm optimiert und aktualisiert. Neben tariflichen Grundkenntnissen geht es darin um das Anwerben und das Binden von Mitgliedern. Auch die Historie, die Werte und die Standpunkte der IGBCE spielen eine Rolle.
Ein weiterer Schwerpunkt lag im Berichtszeitraum auf der politischen Weiterbildung im Rahmen des Bundesbildungsprogramms. Ziel ist es, Beschäftigten und Funktionär*innen Handlungskompetenz und politische Diskursfähigkeit zu vermitteln. Dazu wurden Veranstaltungen zur Bedeutung, zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Demokratie durchgeführt. Auch Fragen wie die betriebliche Transformation in Zeiten der Digitalisierung und des Klimawandels wurden intensiv behandelt. Besonders beliebt waren Intensivlernangebote wie das Frauenkolleg und der Klubb 200. Sie fördern den Aufbau engagierter Netzwerke innerhalb der IGBCE.
Abseits fester Formate bietet die Reihe „Komm zur Sache“ kompakt aufbereitete Lernmaterialien für die politische Bildung in Betrieben. Ziel ist es, Themen wie Mitbestimmung, Tarifverträge und die Bedeutung gerechter Arbeitsbedingungen auf ansprechende und verständliche Weise zu vermitteln. Durch gezielte Aktionen mit Flugblättern, kurzen Präsentationen und Postkarten werden Beschäftigte direkt erreicht und aktiviert.

Das Tagungszentrum in Bad Münder.
Foto: Jochen Wintz

Foto: Frank Rogner
Jugend und Ausbildung im Fokus
Die Stärkung der Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) bildet einen weiteren Schwerpunkt der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Bundesweit angebotene JAV-Seminare befähigen junge Menschen dazu, sich wirkungsvoll für ihre Interessen einzusetzen und aktiv betriebliche Mitbestimmung zu gestalten. Um die Qualität der dualen Ausbildung kontinuierlich zu verbessern, organisiert die IGBCE regelmäßig regionale Ausbilder- und Prüfungstagungen sowie eine Veranstaltung für Bundesausbilder*innen. Diese bietet eine wichtige Plattform, auf der Vertreter*innen des IGBCE-Bundesjugendausschusses mit Arbeitnehmer*innen die Anforderungen an eine moderne Ausbildung diskutieren können.
Daneben wurden im Berichtszeitraum Veranstaltungen für eine stärkere Verankerung des Themas Ausbildung im sozialpartnerschaftlichen Dialog initiiert. Innerhalb der Gremien der IGBCE fanden regelmäßig Sitzungen statt, die sich mit der aktuellen Ausbildungssituation sowie zukünftigen Maßnahmen befassten. Ergänzend lieferten gezielte Ausbildungsumfragen in den Bezirken wertvolle Erkenntnisse und Einblicke.
Bildung als tragende Säule der gewerkschaftlichen Zukunft
Um junge Menschen frühzeitig für die Bedeutung der Mitbestimmung zu sensibilisieren, beteiligt sich die IGBCE aktiv am DGB-Arbeitskreis „Schule und Arbeitswelt“. In diesem Rahmen wurden neue Unterrichtsmaterialien und ein sozialökonomisches Curriculum für Hochschulen entwickelt. Beides sorgt für einen höheren Bekanntheitsgrad der Gewerkschaftsarbeit bei jüngeren Menschen.
Um beteiligungsorientierte und arbeitnehmerfreundliche Bildung und Wissenschaft noch stärker an Hochschulen zu fördern, werden Student*innen und betriebliche Kolleg*innen als Ehrenamtler*innen ausgebildet. Außerdem wird aktiv die Weiterentwicklung der Europäischen Akademie der Arbeit in Frankfurt zur ersten European University of Labour unterstützt. Gemeinsam mit anderen DGB-Gewerkschaften setzt sich die IGBCE im bildungspolitischen Ausschuss zudem für eine chancengleiche und zukunftsorientierte Bildungspolitik ein, die Menschen aller Altersgruppen anspricht und qualifiziert.